Nach neun Jahren schon 150 Mitarbeiter

Bad Bocklet — Rosa Zirkelbach ist zufrieden: „Mir geht es sehr gut, hier ist es so familiär“, erzählt die 82-Jährige, während sie in der Küche ihrer Wohngruppe
Äpfel schält. Ein langer dünner Strang aus Apfelschale liegt auf dem Tisch. Daneben liegt ein kurzer dicker. Der stammt von Michael Wehner, dem Chef des Seniorenheims „Am Saaleufer“.
„Gelernt ist eben gelernt“, zollt der 38-Jährige der Seniorin Rosa Zirkelbach Respekt.

Michael Wehner ist – abgesehen vom Apfelschälen – ein echter Macher. „Ich wollte einfach aufbrechen“, erinnert er sich an seinen Schritt in die Privatwirtschaft: 2002 hatte er eigentlich einen guten Job, arbeitete in der Intensivstation des „Eli“, aber:
„Ich hatte einfach das Gefühl, dass es da nicht weitergeht für mich.“ Also sammelte er drei Jahre lang Erfahrungen in einem privaten Pflegedienst (siehe Info-Kasten) und machte sich dann in Hammelburg selbst- ständig. „Ich wollte mich einfach selbst verwirklichen.“

Seine Berufung ist Wehner in die Wiege gelegt: Die Mutter war Krankenschwester, der Vater Altenpfleger und Diakon.

„Das muss Bestimmung gewesen sein“, sagt er über die Ausbildung zum Krankenpfleger. Geprägt habe ihn auch der Zivildienst im Rettungsdienst: „Das war sehr wertvoll für mich, da habe ich gelernt, schnelle Entscheidungen zu fällen und Verantwortung für mein Handeln zu übernehmen.“ Und eine gute Portion Gelassenheit, die komme auch aus der Zeit.

Nach dem Schritt in die Selbstständigkeit 2005 ging es steil bergauf: Der Pflegedienst Wehner als „Keimzelle des Unternehmens“ hat heute rund 120
Kunden täglich im Raum Burkardroth und Bad Bocklet. 2007 kam die Heimbeatmung „Wenoba“ dazu, ein neues Angebot in der Region.

Pflegeheim-mit-Patient

 

Gemeinsames Projekt

2009 eröffnete Wehner in Bad Bocklet das Seniorenheim mit 36 Plätzen und eine Tagespflege mit durchschnittlich 15 Gästen am Tag. 2011 initierte Wehner den Verein „Intensivpflege Nordbayern“ mit, in dem mehrere Pflegedienste gemeinsam die Betreuung schwerer Pflege- fälle organisieren. „Wir versuchen da, das Konkurrenzdenken auszuschalten“, berichtet Wehner. Die Erfahrungen und die Zusammenarbeit mit den Krankenkassen seien bislang sehr gut. Möglich sei das alles vor allem wegen der konsequenten Ausrichtung auf Qualität. „Es kommt immer mehr Kompetenz in die außerklinische Nachsorge“, freut sich Wehner. Fachkräften sei es heute nicht mehr peinlich, in den ambulanten Dienst zu gehen.

Hinzu komme der medizinische Fortschritt, die Telemedizin und die gute Zusammenarbeit mit Hausärzten. Bestes Beispiel dafür sei die Heimbeatmung: „Früher lagen die Patienten jahrelang auf der Intensivstation, heute spazieren sie mit dem Beatmungsgerät durch den Kurpark.“
Dabei dürfe man keine Sorge haben, wenn Kunden wieder ei- genständiger werden: „Wenn man Top-Leistung bringt, verliert man vielleicht den Kun- den“, berichtet er vor allem aus der Heimbeatmung. Das sei keine Bestrafung, sondern Bestätigung.

Um Qualität zu sichern, setzt Wehner auf Kontinuität in seinem Team: 150 Mitarbeiter
habe sein Unternehmen, nur 20 seien geringfügig beschäftigt.

„Wir haben das Ziel, den Arbeitnehmern eine gewisse Sicherheit zu geben und gute Löhne zu zahlen.“ Zur Zufriedenheit trage auch die hohe Teilzeit- Quote bei: „Ich bin da ja Vorbild“, verweist er darauf, dass er auch selbst nur noch Teilzeit arbeitet: Montag und Donnerstag bleibt er lang, den Rest der Woche ist mittags Schluss, denn:
„Der Vater soll auch präsent sein in der Erziehung“, lautet seine Devise.

Möglich sei das vor allem, indem er Verantwortung abgibt. „Ich bin jemand, der die Zahlen auch mal ausblendet und schaut, wo der Markt hingeht“, gönnt sich Michael Wehner durchaus Visionen. Für den Rest vertraut er auf seinen Bruder Martin, den er als Betriebswirt und Prokuristen ins Unternehmen geholt hat.

Mitarbeiter entscheiden selbst

„Meine Mitarbeiter entscheiden selbst“, lautet Wehners Devise. Dazu müsse er sie oft durchaus motivieren, ihnen Vertrauen entgegen bringen und Fehler zu- lassen: „Ich spiele den Ball gerne zurück, aber das ist ein Lernprozess.“ Dazu gehöre auch, dass mal ein Antrag falsch ausgefüllt werde und dadurch viel Geld verloren gehe. „Aber jemand, der einen Fehler macht oder einen Autounfall hatte, den muss ich nicht noch rund machen.“

Teil seiner Philosophie sei auch ein behutsamer Umgang mit den aktuell acht Auszubildenden zum Altenpfleger. „Wie kriegen wir es hin, dass sich ein Azubi hier wohl fühlt“, sei die erste Frage gewesen, bevor er selbst ausbildete. „Ich möchte möglichst viele junge Menschen für die Pflege begeistern.“ Also gehen Azubis und Praktikanten zunächst dorthin, wo Menschen noch bekleidet sind, und erst wenn sie „emotional stabil“ sei- en in die Beatmungsabteilung. Das nächste Projekt ist schon auf dem Weg: In Burkardroth baut Wehner ein weiteres Seniorenheim mit 36 Plätzen.

Probleme gebe es dort wie überall, aber: „Ich kann das Meckern nicht mehr hören“, sagt er – ein echter „Aufbrecher“ eben.

 

Aufbrecher

 

Weitere Berichte zum Projekt Aufbrecher unter www.infranken.de

 

© Redaktion & Fotos : Ralf Ruppert/Pulsis Mediadpa

 

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